Welche Vorstellungen haben Hauptschüler von Mathematik?
Eine empirische Studie (2005 – 2006)

Die Studie wurde in Kooperation mit Prof. Dr. Gerald Wittmann, Pädagogische Hochschule Schwäbisch Gmünd) durchgeführt.

Zwischen den Lehr- und Lernprozessen sowie den Vorstellungen der Lernenden über Mathematik werden enge Zusammenhänge gesehen. Darüber hinaus sind die Kenntnis der Schülerbeliefs und ein angemessener Umgang damit auch dann wichtig, wenn es um die Einführung von Neuerungen in die Schulpraxis geht. Eine eigene Studie am Gymnasium hat gezeigt, dass die Beliefs der Lernenden die Ursache für vehemente Ablehnungsreaktionen sein können (Maaß 2004).
Bislang gibt es jedoch nur wenige Untersuchungen zu mathematischen Beliefs von Hauptschülern. Aufgrund der geringen Anzahl von Voruntersuchungen wurde eine qualitative Studie durchgeführt, die neue Einblicke in die komplexen Zusammenhänge vermittelt. Ziel der Untersuchung ist eine deskriptive Erfassung der Schülerbeliefs über Mathematik sowie die Entwicklung möglicher Ansatzpunkte zur Veränderung der Unterrichtskultur.
Die Untersuchung wurde mit ca. 60 Schülern zu Beginn ihrer Hauptschulzeit (Klasse 5, 6) sowie ca. 60 Schülern am Ende der Hauptschulzeit (Klasse 8, 9) durchgeführt.
Die Ergebnisse zeigen, dass für die Hauptschüler Mathematik im Wesentlichen aus dem Erklären von Regeln durch den Lehrer und anschließenden Übungen besteht. Es wird vielfach als wichtigste Aufgabe des Lehrers angesehen, die Sachverhalte zu erklären, wenn nötig mehrfach. Dieser Wunsch nach vielfachem Erklären ist im engen Zusammenhang mit einer Angst vor Misserfolg zu sehen, die häufig in den Aussagen deutlich wird. Dabei möchten die Schüler, dass die Mathematikaufgaben ihrem Niveau angepasst werden. Sie mögen Aufgaben, die ihnen leicht fallen und lehnen jene ab, die ihnen schwer fallen. Daneben war festzustellen, dass viele von ihnen durchaus Vorstellungen von der Nützlichkeit von Mathematik insbesondere hinsichtlich des Berufes haben und auch Gefallen an realitätsbezogene Aufgaben finden. Allerdings ist die Realitätsnähe als Kriterium nur zweirangig. Entscheidend ist, ob sie die Aufgabe leicht finden oder nicht.

Literatur:
Maaß, Katja & Ege, Patrick (2007): Mathematik und Mathematikunterricht aus der Sicht von Hauptschülern. - In: mathematica didactica 2007 (2).